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Make-Up, Drogenrausch und ein Todesfall – Was das mit Kakteen zu tun hat? Das erfahrt ihr hier:

Am 14.06. besuchte die Klasse 7b Herrn Dopp in Empfingen. Herr Dopp ist Kakteenexperte und erzählte uns alles über die Überlebenstricks der Pflanzen in verschiedenen Klimazonen.

Kakteen gehören zu den Sukkulenten. Es gibt sie auf einer Strecke von ca. 8000km von Südkanada bis Patagonien (Chile/Argentinien). Dort müssen die sukkulenten Pflanzen mit den unterschiedlichsten Temperaturen und Niederschlägen zurechtkommen. In der Atacamawüste beispielsweise regnet es nur alle 20-22 Monate und es herrschen dort austrocknende Winde. Deshalb bilden Pflanzen dort Pfahlwurzeln aus. Wieder andere wachsen epiphytisch (oben auf Blättern) im Regenwald, diese Pflanzen brauchen eine andere Pflege.

Es gibt dornenlose Sukkulenten, welche, die Dornenpolster ausbilden und dichtbehaarte Exemplare um sich vor Sonneneinstrahlung zu schützen oder ein Luftpolster zu bilden in den Hochgebirgen Mexikos.

Holger Dopps wichtigster Tipp: „Du musst wissen, aus welchem Land die Pflanze kommt und wie sie heißt, dann kannst du sie ideal pflegen.“

Wer sich eine Sammlung aufbauen möchte, sollte sich deshalb auf maximal 3 Gattungen beschränken, dann kann man die Pflanzen leichter pflegen.

Wir haben Herr Dopp viele Fragen gestellt:

7b: Wie alt ist Ihr ältester Kaktus?

Dopp: ca. 100 Jahre alt, ein Aztekium ritteri

7b: Wie hoch ist Ihr größter Kaktus?

Dopp: ca. 3,50m

7b: Wie viele verschiedene Arten haben Sie in Ihrem Garten und Ihren Gewächshäusern?

Dopp: rund 2000

7b: Und wie viele Pflanzen insgesamt?

Dopp: geschätzt 40.000 – 50.000 Stück.

7b: Welcher ist Ihr Lieblingskaktus?

Dopp: Das kommt auf die Tagesform an, vielleicht der, der an diesem Tag eine Blüte ansetzt.

7b: Gibt es giftige Kakteen?

Dopp: Nein, kein Kaktus ist giftig. Euphorbien wiederum sind alle giftig, ihre Milch wird zum Fischfang und für Pfeilgift von indigenen Völkern genutzt. Lophophoria williamsii hat berauschende Wirkung, sie wurde für den Bau der großen Inkabauten eingesetzt, die Arbeiter verspürten so keinen Durst und Hunger und waren arbeitseffektiver. Als Droge eingenommen soll man Geräusche sehen und Licht hören können.

7b: Wann haben Sie mit diesem Hobby begonnen?

Dopp: Als ich 6 oder 7 Jahre alt war (ANM: Herr Dopp ist mittlerweile 80), bekam ich einen Kaktus von einem Nachbarn geschenkt, vermutlich bin ich seither infiziert.

7b: Wie lange beschäftigen Sie sich täglich mit Kakteen?

Dopp: Sagen wir es so, es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht damit beschäftige. Manchmal dauert ein Gewächshaus zu gießen, 3 Stunden.

7b: Welcher ist der gefährlichste Kaktus und kann man durch einen Kaktus sterben?

Dopp: Opuntia tunicata hat sehr starke Widerhaken an den Dornen, je mehr man sich bewegt, umso mehr Teile der Pflanze brechen ab und fallen auf das Opfer. Das Opfer verschwindet unter der Pflanze und die Dornen halten das Opfer gefangen. In den 40er Jahren starb so in Mexiko ein Student aus Heidelberg. Jahrzehnte später fand man in einer Gruppe Tunicatapflanzen Überreste seiner Gürtelschnalle, der Schuhe und der Uhr des Studenten.

7b: Welche Länder haben Sie schon wegen der Kakteen bereist?

Dopp: Argentinien, Brasilien, Mexiko und Südfrankreich. Der Jardin exotique de Monaco ist sehr zu empfehlen. Ich durfte auch einmal Fürst Rainiers Privatsammlung bestaunen als einer der wenigsten Menschen der Welt.

7b: Kann man Kakteen essen?

Dopp: Ja, es gibt die in Supermärkten erhältlichen Kaktusfeigen (halbieren und auslöffeln!) und in der Markthalle in Stuttgart wird mittlerweile Opuntia ficus indica geschnitten in Gläsern angeboten. Diese Opuntien werden derzeit auf mehreren Tausend Farmen angebaut, da sie die Cochenille-Laus anziehen und diese wiederum für Makeup-Produktion und Farbenproduktion gebraucht wird. (Der Wert ist aktuell vergleichbar mit dem Goldpreis)

7b: Zum Thema Kosmetik, haben Sie auch eine Aloe Vera Pflanze?

Dopp: Ja, sogar mehrere Aloe-Arten. Aloe Vera hieß eigentlich Aloe barbadensis, weil man alles Exotische aus Barbados vermutete. Als die Aloe barbadensis als Kosmetikum bekannt wurde, wollte man in der Werbung nicht barbadensis verwenden, denn man dachte es klinge dem Wort „barbarisch“ zu ähnlich. Und welche Frau wolle sich denn etwas Barbarisches ins Gesicht schmieren? Daher nannte man sie in der Werbung „vera“ (die Wahre).

7b: Gibt es bei Kakteen Schädlingsprobleme?

Dopp: Bei falschen Standorten können auch mal Läuse oder Spinnmilben auftreten, aber bei den winterharten Kakteen nicht, die kennen keine Schädlinge.

Herr Dopp ist übrigens auch der Gründer des Kakteengartens in Horb und steht dort jeden 1. und 3. Sonntag von April bis Oktober von 14-16:00 Uhr für Fragen zur Verfügung. Mit seiner Frau pflegt er den Garten dort und steckt viel Herzblut in die Anlage.

Ein herzlicher Dank geht an Holger Dopp, der uns viele interessante Dinge rund um Kakteen zu erklären hatte. Jede/r Schüler/in bekam eine Pflanze von Herrn Dopp geschenkt. Zudem sind alle Kakteen, die wir am Schulfest verkaufen von Herr Dopp bereitgestellt worden. Vielen Dank für diese großzügige Spende.

7b und Klassenlehrerin Pia Rohde

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